Straßenschild mit dem Namen "Sandkaul (neu)". Im Hintergrund ist ein blauer Himmel mit weißen Wolken zu sehen.
Straßenschild in Keyenberg (neu). © Foto: G. Fanton, LVR-ILR

Flurnamen sind die Namen für kleine Abschnitte in der Landschaft oder in Siedlungen. Sie können zum Beispiel Wäldern, Tälern, Erhebungen, Gewässern oder Wegen und Gebäuden gegeben werden. Oft sind sie sehr alt und wurden vor der Industrialisierung vor allem von einzelnen Gemeinden verwendet, um die unmittelbare Umgebung zu beschreiben. Sie erzählen viel darüber, wie die Landschaft oder das Dorf einmal ausgesehen hat, wie sie genutzt wurden und wie man zu ihnen stand. Zum Beispiel bekamen Äcker manchmal Namen wie Paradies – auch ironisch, wenn sie schwer zu bearbeiten waren – oder man nannte sie gleich Zeitverlust.

Im Rheinischen Revier hat der Bergbau auch in Form von Flurnamen Spuren hinterlassen. Solche Namen werden heute nicht mehr oft verwendet und neu vergeben, bleiben aber manchmal in Form von Orts- und Straßennamen erhalten.

Die Chancen stehen gut, dass Ihr Sandkaul(e) oder Kohlkaul(e) schon einmal gehört habt. Mit Kaul oder Kaule ist eine Senkung in der Erde gemeint, die natürlichen Ursprungs sein kann oder von Menschen angelegt wurde. Sandkaulen sind beim Abbau von Sand entstanden. Kohl- in Kohlkaule bedeutet nicht das Gemüse, sondern Kohle – und dass beim Graben nach Braunkohle Vertiefungen entstehen, weiß man im Rheinischen Revier ganz genau.

Wisst Ihr auch, was Kluten oder Klütten sind? Auch dieses Wort hängt mit Braunkohle zusammen: Es sind gepresste Braunkohle- (oder Torf-) Stücke. Diese Klumpen haben Frechen auch den Beinamen Klüttenstadt gegeben. Aus Hilfahrt, einem Stadtteil von Hückelhoven, ist sogar die Verkleinerungsform überliefert: Klüttchen.

So prägend der Bergbau für das Rheinische Revier auch ist, wird es nicht nur dadurch definiert. Das zeigen auch die Flurnamen.

Benden, ein Flurname mit zahlreichen Varianten wie Bende und Bönd, ist im ganzen Rheinland vor allem linksrheinisch verbreitet. Ein mittelalterlicher Beleg für diesen Namen kommt aus Bad Münstereifel und stammt aus dem Jahr 1430: an den soessen benden.  Er bezeichnet ursprünglich eine feuchte Wiese ohne Zaun darum herum. In Aachen wird auch eine große Kirmes so genannt, da sie auf einer solchen früheren Wiese abgehalten wird.

Ein kleinräumig verwendeter Flurname ist Dricht oder Driet. Er ist in den Kreisen Düren, Bergheim und Euskirchen verbreitet – und das schon sehr lange, wie Dokumente aus dem Mittelalter beweisen: so ist zum Beispiel aus Merzenich Golzheim von 1495 up der Kodrycht („auf der Kuhdricht“) überliefert. Doch was ist eine Dricht? So hat man die Wege zu Viehweiden genannt, über die die Tiere getrieben wurden. Die Wörter treiben und Dricht sind übrigens auch verwandt.

Über alte Flurnamen erhält man einen kleinen Einblick in die Geschichte einer Region. Falls Ihr noch mehr über Namen und Sprache im Rheinischen Revier und den Rest des Rheinlandes erfahren möchtet, besucht gerne Dat Portal!

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