Coverbild von: Rudolf Meineke, Königshoven, 1996 (© Foto: Annette Schneider-Reinhardt)

Vor einiger Zeit erhielt ich eine Dokumentation von Rudolf Meinecke über Königshoven in die Hand gedrückt, die 1996 mit Unterstützung der (damals) Rheinbraun AG erschienen ist. In jenem Jahr war der Umsiedlungsprozess, zu der Zeit wohl einer der umfangreichsten, gerade zehn Jahre vorher abgeschlossen worden. Das Anliegen dieses Buches war laut Klappentext die Würdigung des Mutes und Engagements der Einwohner*innen für die Gestaltung ihres neuen Ortes. Daher nimmt in der Dokumentation die Darstellung der Umsiedlung auch breiten Raum ein. Königshoven lag im Territorium des Abbaugebietes Garzweiler I. Der neue Ort ist Stadtteil von Bedburg. Im ersten Teil des Buches allerdings erfährt der oder die Lesende viel über die Geschichte des Ortes lange vor der Umsiedlung. Dazu im Folgenden ein paar interessante Details:

Aus der Chronik – Kriminalfälle

Unter der Rubrik „Die Chronik berichtet“ werden verschiedene Geschichten erzählt, die an Kriminalfälle, Unwetter und Sagen erinnern. So wird von einem Diebstahl berichtet, der vor etwa vierhundert Jahren geschehen sein soll. Zwei Frauen, die mitten in der Nacht noch mit Flachshecheln beschäftigt waren, sollen einen Mann beobachtet haben, der in die Kirche schlich. Man versperrte die Kirchentür, doch der Dieb versuchte über das Glockenseil zu entkommen. Die Einwohner*innen läuteten die anderen Glocken und suchten den Dieb, der zunächst nicht zu finden war. Erst, als man außen um die Kirche herum suchte, fand man ihn in der Dachrinne sitzend. So konnte man ihn gefangen nehmen. Er hat wohl seinen Namen nicht preisgegeben, wurde aber, wie damals üblich, bereits am nächsten Tag gehängt.

Von einem weiteren Kircheneinbruch wird vom 19. Dezember 1874 berichtet. Hier konnte der Diebstahl nicht verhindert werden, denn der Küster fand den Tabernakel offen, die heiligen Gefäße fehlten, Hostien lagen verstreut auf dem Altar und auch der Madonna fehlte der Schmuck. Weiter wird dazu geschrieben, dass ein zwölfjähriger Junge am nächsten Morgen beim Gang zum Nachbarort unterwegs im Schnee eine Hostie fand. Erst im Frühjahr wurden nach der Schneeschmelze einige der gestohlenen Teile im Hambacher Forst wiedergefunden.

Karte Königshoven – neu (© Foto: Annette Schneider-Reinhardt)
Karte Königshoven – alt (© Foto: Annette Schneider-Reinhardt)

Aus der Chronik – Sagen

An der alten Kirchentür im früheren Königshoven müssen drei Hufeisen angeschlagen gewesen sein. Dazu gibt es in der Chronik zwei Erklärungen:
So sollen die Einwohner sich vor berittenen Soldaten in die Kirche geflüchtet haben. Die Reiter haben dann versucht, in die Kirche einzudringen. Ihre Pferde bearbeiteten die Kirchentür mit ihren Hufen und verloren dabei einige Hufeisen. Erfolg hatten sie aber nicht und zogen ab. Zum Dank nagelten die Einwohner drei Hufeisen an die Tür.
Eine andere Erklärung bezieht sich auf ein früheres Kloster nahe der Pfarrkirche, in der eine Äbtissin lebte, die sogar ein eigenes Reitpferd besaß. Sie verlangte, dass nach ihrem Tod das Pferd an den Beerdigungsritualen teilnehmen solle. Als es dazu kam, hatte man dem Pferd Goldhufeisen unter die Hufe genagelt, die als Opfergabe dienen sollten. Sobald man diese abnehmen wollte, fehlte eins. In Erinnerung daran sollen die kleinen Hufeisen dann an die Kirchentür angebracht worden sein.

Aus der Chronik – Wetterereignisse

Die in der Chronik berichteten Wetterereignisse werden genau datiert. So heißt es, dass am 26. August 1878 ein drei Tage andauerndes Erdbeben in Königshoven stattgefunden hat. Genaue Schäden an Mauerwerk, Kaminen und Fenstern werden benannt. Unvorstellbar erscheint die Aussage: „Die Erdstöße konnten an den Dächern der Häuser als deutliche Wellenbewegung von Westen nach Osten beobachtet werden.“ Noch in der Nacht des 8. September soll es einen letzten Erdstoß gegeben haben.  Im Jahr 1884 gab es zahlreiche Gewitter. Der Gewitterregen soll beispielsweise am 4. September so stark gewesen sein, dass er ein Hochwasser auslöste. Eine Bäckerfamilie konnte sich vor den Wassermassen nur durch das Fenster retten.

Das Finden solcher und weiterer Geschichten macht die Arbeit von Heimatforscher*innen interessant. Solltest auch Du  spannende Erzählungen über Deinen Ort kennen, dann teile uns diese sehr gern mit.

Abbildungshinweis:
Die Karten von Königshoven können mit Genehmigung des Vermessungs- und Katasteramtes des Rhein-Erft-Kreises vom 20.05.1996, Nr. 771 sowie vom 29.03.1996, Nr. 768 abgebildet werden.

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