Klüttenherstellung um 1930, Grube Catharinenberg (© Foto: Kleinebeckel / Historisches Konzernarchiv RWE)

Das Kohlebrikett, in der Fachsprache Sieben-Zoll-Brikett genannt, ist vielen Menschen in Form und Aussehen geläufig. Im Rheinischen Revier wurde es an mehreren Stellen produziert: In der Brikettfabrik Grube Carl von 1907 bis 1995 und in der Brikettfabrik Frechen/Wachtberg seit 1902, also über 120 Jahre, doch im Rahmen des gesetzlich beschlossenen Kohleausstiegs hat RWE die Produktion am dortigen Standort zum 21. Dezember 2022 eingestellt. Lediglich der Industriepark „Schwarze Pumpe“ in der Lausitz führt die Brikettierung noch weiter.

Mit der Erfindung der Brikettpresse durch Carl Exter im Jahr 1858 wurde es technisch möglich, Kohlestücke und Kohlestaub unter Hinzufügen von Wasser bei hohem Druck in regelmäßige, feste Formen zu pressen. Nicht nur für den privaten Hausbrand, sondern auch für den industriellen Einsatz wurde das Braunkohlebrikett seit ca. 1880/90 ein begehrter fossiler Brennstoff. Die erste große Blütezeit der industriellen Braunkohlegewinnung lag zwischen 1880 und 1910.

Doch schon weit vor der Verbreitung der industriell gepressten Briketts haben die Menschen Kohle als Heiz- und Brennmaterial genutzt. Der Vorläufer der Briketts, die sogenannten Klütten, waren von Hand hergestellte Presslinge aus einem Torf-Kohle-Gemisch. Sie lassen sich für das Rheinische Revier bereits für das 16. Jahrhundert nachweisen, im 17. Jahrhundert wurde dann die Berufsbezeichnung „Klüttenbäcker“ geläufig. Der als Torfgräberei bezeichnete Vorgang des Abbaus fand beispielsweise im Villegebirge zwischen Bonn und Köln statt. Erste Kuhlen und Klütten als Heizmaterial sind in Liblar (Erftstadt) nachgewiesen.

Herstellung und Nutzung von Klütten

Grundherren und Eigentümer ließen Tagelöhner, Waldarbeiter und sogenannte Kleinbauern in Gruben das Torf-Kohle-Gemisch mit Hacke und Spaten abgraben; anschließend wurde der Abtrag mit Wasser gemischt, mit den Füßen verdichtet und in Ledereimern zum Trocknen gefüllt. Durch den notwendigen natürlichen Trocknungsprozess war man auf den Sommer als Herstellungszeit angewiesen, in den übrigen Jahreszeiten konnten keine Presslinge produziert werden. Der Heizwert dieser Klütten war aufgrund des hohen Feuchtigkeitsgehalts sehr gering, das Abbrennen war von starker Rauchentwicklung und unangenehmen Geruch begleitet. Klütten galten auch deswegen als „Brennstoff der armen Leute“, und wer es sich leisten konnte, heizte mit Steinkohle, die ab ca. 1830 auch in Deutschland abgebaut wurde.

Brikettfabrik Wachtberg, 1902 (© Foto: Historisches Konzernarchiv RWE)
Brikettfabriken Carl und Wachtberg, 1979 (© Foto: Historisches Konzernarchiv RWE)
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