Eingesackte Union-Briketts vor der Auslieferung. (© Foto: Historisches Konzernarchiv RWE)

Briketts, auch Klütten genannt, werden noch heute zum Verfeuern und Heizen genutzt. In Massenproduktion hergestellt wurde ihnen in der Brikettfabrik Wachtberg mit einem schweren Stempel der Name „Union“ aufgedruckt. Anders verhält es sich mit Sonderbriketts, die ausschließlich zu besonderen Anlässen und mit eigens hergestellten Stempeln in Auflagen von ca. 3000 Stück gefertigt wurden. Der Formleger Marc Büsgen erinnert sich.

„Es war ein großer Kraftaufwand.“

Die Formleger erhielten einen Auftrag und begannen daraufhin, einen entsprechenden Stempel zu fertigen. Bei der Gestaltung wurde auf Individualität geachtet: Wenn die zu beschenkende Person zum Beispiel gerne wanderte, wurde ein entsprechendes Symbol verwendet. Die Qualität der Kohle spielte hierbei eine wichtige Rolle: Je höher die Qualität, desto besser ließen sich die Klütten bestempeln. Gerade in den letzten Jahren wurde es schwieriger, die Briketts zu bedrucken mit der Folge, dass vierzeilige Schriftzüge kaum noch verwendet wurden. Auch wirkliche Unikate wurden hergestellt, allerdings nicht aus Kohle, sondern aus Holz, da die Produktion von Briketts nur in größeren Massen möglich war. Ansonsten kam die gleiche Technik zum Einsatz.

Sonderbriketts sollen Erinnerungen wachhalten – an ein besonderes Ereignis, ein Dienstjubiläum, einen Abschied.

Sonderbrikett zum Ende der Brikettherstellung in Wachtberg. (© Foto: M. Fritz / LVR-ILR)
Sonderbrikett zum Ende der Brikettherstellung in Wachtberg. (© Foto: M. Fritz / LVR-ILR)

„Von außen sieht diese Arbeit so grob aus, aber eigentlich war es Millimeterarbeit [...] Ein kleines Blech vergessen, schon hatte man Arbeit für den ganzen Tag.“

Die Arbeit der Formleger erforderte viel Muskelkraft und gleichzeitig ein hohes Maß an Präzision. Während für den Wechsel der Stempel viel Kraft benötigt wurde, musste das Einsetzen mit großer Genauigkeit von statten gehen, damit die Presse einwandfrei arbeiten konnte.

Verschiedene Pressen stellten die Formleger vor unterschiedliche Herausforderungen. Diese kennenzulernen erforderte eine lange Kenntnis der Maschinen. Marc Büsgen vergleicht dies mit unterschiedlichen Persönlichkeiten:

„Jede Presse hatte ihr eigenes Ich.“

Arbeiter wechseln einen Pressen-Stempel in Wachtberg, o.D. (© Foto: Historisches Konzernarchiv RWE)

„Man musste sich auf seine Jungs verlassen können.“

Die Arbeit war nur im Team gut zu meistern, in dem man sich blind vertrauen konnte. Als Marc Büsgen mit seiner Arbeit im Betrieb begann, so berichtet er, sah er sich im Pausenraum um und entdeckte an vielen Händen fehlende Fingergliedmaßen. Da erst wurde ihm bewusst, wie fordernd und gefährlich diese Arbeit war. Von einem solchen Unfall ist er selbst glücklicherweise verschont geblieben.

Abschied von einer Ära

Die letzten Sonderbriketts wurden anlässlich des Endes der Brikettproduktion am Kohleveredelungsbetrieb Frechen gefertigt. Die Herstellung des 7-Zoll-Briketts wurde im Februar 2022, die des 3-Zoll-Briketts im Dezember 2022 eingestellt. Das letzte Ausschalten der Maschinen begannen die Mitarbeiter gemeinsam. Sie beschrieben es als einen sehr emotionalen Moment. Nachdem der Schalter umgelegt war, arbeiteten die Maschinen noch ein paar Minuten weiter und die Anwesenden konnten den nun immer langsamer werdenden Maschinen bis zu deren endgültigen Stillstand zusehen.

Die Sonderbriketts stehen in direkter Verbindung mit diesen emotionalen Abschiedserfahrungen und halten die Erinnerung an ein prägendes Arbeitsleben wach. Was früher Alltagsgegenstand war und in den Haushalten das Heizen und Kochen ermöglicht hat, wird nun als vergoldetes und versilbertes Erinnerungsstück aufbewahrt.

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