Ansicht Keyenberg (alt). Links steht der Protestmaibaum der Protestbewegung „Alle Dörfer Bleiben“. (© Foto: A. Schmid-Engbrodt / LVR-ILR)

Barbara ist mit ihren Hunden viel im Dorf unterwegs. Dabei unterhält sie sich mit zahlreichen Menschen. Immer wieder war die Ungerechtigkeit des geplanten Rückbaus ihres Dorfes Thema der Gespräche. Seit 2016 ist Barbara im organisierten, gemeinsamen Widerstand aktiv; sie hat die Initiative „Alle Dörfer bleiben“ mitgegründet. Getragen von den Klimaprotesten demonstrierte die immer größer werdende Gruppe gegen den Rückbau der letzten fünf im Braunkohleplan vorgesehenen Dörfer.

"Davor bin ich in meinem Leben noch nie auf einer Demo gewesen. Meine Kinder haben mich für verrückt gehalten."

Barbara sammelte immer mehr Wissen über die Folgen des Braunkohletagebaus und setzte dieses medienwirksam ein – sie wurde ein Sprachrohr der Bewegung.

Barbara in Aktion: Bei unzähligen Protestveranstaltungen hielt sie Reden für das Klima und die Dörfer. Sie prägte den Satz: „Ich habe Keyenberg zu retten. Und wir alle einen Planeten.“ (© Foto: A. Schmid-Engbrodt / LVR-ILR)
© Foto: A. Schmid-Engbrodt / LVR-ILR

Ihr Engagement führte zu Konflikten im Ort, da einige derjenigen, die sich für ein Verlassen des Dorfes entschieden hatten, wenig Verständnis für die Aktionen der Protestbewegung zeigten. In dieser Zeit entstand auch ein Text, den Barbara im Fenster ihres Wohnhauses anbrachte. Sie ärgerte sich über eine Auseinandersetzung mit einer Anwohnerin und schrieb daraufhin über die besondere Rolle der Dorfbewohner*innen, die den Umsiedlungsort nicht verlassen möchten. Der Tenor „Wir sind nicht eigenartig, sondern einzigartig“ wurde anschließend auch bei Kundgebungen verwendet. Bis heute hängt er – ein wenig verändert – in einem Fenster ihres Hauses zur Straßenseite hin.

Barbaras Appell für die Zukunft (© Foto: J. Schmidt / LVR-ILR)

"Wir Dorfbewohner sind von den Aktivisten nicht mitgenommen worden. Man hat den Dorfbewohnern keine Sprache gegeben."

Mit der Zeit fühlte sich Barbara innerhalb der Initiative nicht mehr wohl: Sie sah sich in ihrer Wortwahl eingeengt, stand nicht mehr hinter allen politischen Forderungen und verließ die Gruppe.

"Die Notwendigkeit des Widerstands ist für mich seit 2021 vorbei. Da war mir klar, dass die Dörfer stehen bleiben können."

Spätestens seit der Entscheidung, dass die letzten, eigentlich im Braunkohlenplan vorgesehenen Dörfer erhalten werden können, sieht sie ihre Aufgabe als erfüllt und kann sich nun anderen Zielen widmen. Das zeigt auch der veränderte Text, der darauf verweist, was bereits geschaffen worden ist: Nämlich der Erhalt der letzten Dörfer, die eigentlich dem Tagebau weichen sollten. Mit dem Rückzug aus der Protestbewegung hört Barbaras Einsatz für ihr Zuhause allerdings nicht auf:

"Jetzt geht es darum, die Zukunft der Dörfer zu planen."

Nun setzt sie sich für eine gute Zukunft der erhaltenen Dörfer ein und möchte auf zivilgesellschaftlicher Ebene den Zusammenhalt der verbliebenen Dorfbewohner*innen stärken und das Erbe ihrer Kinder und Enkelkinder schützen. Hierzu hat sie den Verein Zukunftsdörfer e. V. gegründet, der gemeinsam mit den Menschen, die noch in den Altdörfern leben, die Gegenwart und die Zukunft ihres Wohnortes mitgestaltet.

Das markante gelbe Plakat in der Fensterscheibe von Barbaras Wohnhaus in Keyenberg. (© Foto: A. Schmid-Engbrodt / LVR-ILR)
„Es geht um unser aller Zukunft“: Der veränderte Text findet sich noch immer an Barbaras Fenster und zeigt den Weg, der bereits beschritten worden ist und die Energie, mit der sich der Zukunft gewidmet wird. (© Foto: A. Schmid-Engbrodt / LVR-ILR)
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