Werkskapelle der Schwäbischen Hüttenwerke Wasseralfingen, Ausstellungseröffnung Mai 2011 (© Foto: Roland Knobloch, CC0, via Wikimedia Commons)

Das Steigerlied

Es ist in allen Bergbauregionen Deutschlands und darüber hinaus bekannt, das Lied, welches mit dem Bergmannsgruß beginnt: „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezündt, schon angezündt.“

2020 wurde bekannt, dass es einen Antrag aus Nordrhein-Westfalen gibt, dieses Lied als immaterielles Kulturerbe in NRW anzuerkennen. Das Bekanntwerden dieser Tatsache schreckte in anderen Bergbauregionen viele mit dem Bergbau verbundene Menschen auf, vor allem die in Sachsen. Meinte man doch dort, dass es sich um ein sächsisches Bergmannslied handele. Und tatsächlich sind wohl die bisher frühesten Zeugnisse des Liedes in einem Liederbuch aus Zwickau, „Bergreihen“[1] genannt, bereits 1531 abgedruckt. Ein weiterer Beleg dieses Liedes findet sich in der Beschreibung eines Festes zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. von 1678 aus der erzgebirgischen Stadt Schneeberg. Um 1700 wurde das Lied in einem „Berg-Lieder-Büchlein“ im sächsischen Freiberg veröffentlicht.  Hierin heißt es allerdings „Wach auf, wach auf, der Steiger kömmt.[2] Dieses Lied hat sich durch die Wanderungen von Bergleuten in alle Bergbaugebiete verbreitet, wurde an die jeweilige Regionalsprache angepasst, variiert, neue und andere Strophen kamen hinzu.

In Deutschland gibt es 10 Landesverbände, die sich im Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten und Knappenvereine zusammengeschlossen haben. Dazu gehören die Landesverbände in Hessen, Brandenburg-Berlin, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, NRW, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland, Thüringen. Mitglieder in diesen Landesverbänden sind jeweils Bergmanns-, Hütten und Knappenvereine, aber auch Bergmannschöre, Fördervereine von Bergbaumuseen usw.  Zwischen den Landesverbänden verständigte man sich nach Bekanntwerden der Initiative aus NRW darauf, für das Steigerlied einen gemeinsamen Antrag auf Listung in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zu stellen. Dafür schrieben alle Landesverbände entsprechende Stellungnahmen, die mit dem Antrag eingereicht wurden. Der Gesamtantrag wurde vom Verein Ruhrkohle Musik e.V., der seit 2016 als Verein besteht, dem Ministerium übersandt.

Unter denen, die sich für die Antragstellung engagiert haben, war auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine in Sachsen-Anhalt, Erich Hartung. Er nennt das Steigerlied die „Hymne von uns Bergleuten“.[3 ] Bei vielen öffentlichen Veranstaltungen wird es gespielt und gesungen, so zum Beispiel zum Neujahrsempfang des Landrates oder bei den Treffen der Bergmannsvereine. Heino Neuber vom Sächsischen Landesverein der Bergleute hat sogar ein Buch über das Lied geschrieben.[4] Darin erklärt er, wie man an diesem Lied ablesen kann, welche Verknüpfungen es über Länder hinweg in andere Bergbauregionen gab. Die Wandervogelbewegung und die heutige Fußball-Fankultur trugen ebenso zur Verbreitung bei.

Seit März 2023 ist nun das Singen des Steigerliedes auf der bundesweiten Liste des Immateriellen Kulturerbes eingetragen und Hartung fühlt sich mit seinen Berufskolleg*innen und allen, die sich mit dem Bergbau verbunden fühlen, dadurch „noch ein Stück stolzer“. Er habe nirgendwo einen solchen Zusammenhalt wie unter seinen Berufskolleg*innen erlebt und „wenn Du dann das Lied mitsingst, dann gehörst Du dazu.“

Anmerkungen:
[1]      Etliche hubsche bergkreien. geistlich vnd weltlich zu samen gebracht. Wolfgang Meierpeck, Zwickau 1531 (mehrere Nachdrucke). Dazu vgl. Albrecht Classen: Deutsche Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts (= Volksliedstudien. Band 1). Waxmann, Münster u. a. 2001, S. 75 f.
[2]      Salomo Krauß: Nachrichtlicher Entwurff des Bergk-Männischen Auffzuges (Schneeberg 5. August 1678). Zwickau o. J., zit. nach Gerhard Heilfurth: Das Bergmannslied. Wesen, Leben, Funktion. Bärenreiter-Verlag, Kassel/Basel 1954, S. 22 f.
[3]      Alexander Schierholz: „Glück auf!“ in Mitteldeutsche Zeitung vom 10.05.2023, S. 3.
[4]      Heino Neuber: Glück auf! Der Steiger kommt. Allerlei zur Geschichte und Bedeutung eines sächsischen Volksliedes, Schriftenreihe zum sächsischen Berg- und Hüttenwesen, Freiberg 2020.

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