Screenshot Filmausschnitt „Eher fliegen hier UFOs“ (Regie: Gina Wenzel und Ingo Haeb)

Bei dem ungewöhnlichen Namen dieser Geschichte handelt es sich um den Titel eines ARD-Fernsehfilms, der im Rheinischen Revier der Gegenwart spielt. Dieser handelt von einem Dorf, das vor dem Abbaggern stand, in dem die Umsiedlung der Einwohner*innen schon in vollem Gange ist und welches in Folge einer neuen  Leitentscheidung doch nicht mehr der Braunkohle weichen muss.

Was macht das mit den Einwohner*innen? Wie gehen sie mit dieser Situation um? Wie verändert eine solche Konstellation das Gefüge im Dorf? Und welche Einflüsse kommen von außen? All diesen Fragen haben sich die Autor*innen Gina Wenzel und Ingo Haeb im Film gewidmet und über mehrere Jahre im Rheinischen Revier recherchiert.

Filminhalt

Auch wenn die Ortsnamen abgeändert sind, so hat der Film doch reale Bezüge zu einem Dorf am Tagebau Garzweiler II, nämlich zu Keyenberg (Alt und Neu). Die beiden Autor*innen haben hier mit vielen Einwohner*innen gesprochen. Die Geschichte ist angelegt zwischen Januar 2018 mit der Sprengung des Immerather Doms über die Lockdowns während der Coronazeit bis zum Frühjahr 2022 und dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Screenshot Filmausschnitt „Eher fliegen hier UFOs“ (Regie: Gina Wenzel und Ingo Haeb)

Der Hauptschauplatz ist eine allseits beliebte Bäckerei im Ort und die Hauptakteur*innen sind die Familienmitglieder, welche den Betrieb führen. Sie wollen im Dorf bleiben, bis es nicht mehr geht, also, quasi der Bagger vor der Tür steht. Aber die unterschiedlichen Meinungen, die im Ort aufgrund der bevorstehenden Umsiedlung vertreten sind, gehen auch an der Bäckerfamilie nicht spurlos vorüber.

Die einen wollen recht schnell ein neues Zuhause in der neu angelegten Siedlung finden, andere können sich mit der Situation nicht abfinden und harren aus, um dann scheinbar plötzlich doch weg zu wollen. Da die Kundschaft durch den Wegzug vieler immer weniger wird, beschließt auch die Bäckerfamilie in den neuen Ort umzuziehen.

Die Hauptperson im Film, Marita, hat ihrem verstorbenen Mann zu Lebzeiten versprochen, ihn in seiner Heimat zu begraben. Durch den Umzug in den neuen Ort und den Tod eines weiteren Familienmitglieds kommt es zu Spannungen in der Familie. Ein Teil möchte nun auch das Grab von Maritas Mann umbetten lassen. Als sich diese schweren Herzens dazu entschließen will, erfährt sie von der Entscheidung, dass der Ort nun doch nicht abgebaggert wird. Auch wenn sie offiziell ihrem Schwager nachgibt und der Umbettung zustimmt, so vergräbt sie doch heimlich im Beisein ihrer Nichte und deren Kind die Urne ihres Mannes am alten Dorfrand, um seinen letzten Wunsch zu erfüllen.

Screenshot Filmausschnitt „Eher fliegen hier UFOs“ (Regie: Gina Wenzel und Ingo Haeb)
Screenshot Filmausschnitt „Eher fliegen hier UFOs“ (Regie: Gina Wenzel und Ingo Haeb)

Mehr als nur ein Film

Insgesamt handelt es sich um einen eher ruhigen Film mit eindrucksvollen Bildern z.B. vom Tagebau, von den leeren Straßenzügen, von der sich verändernden Landschaft ringsum. Als Zuschauerin oder Zuschauer kann man sich gut in die Situation der Betroffenen einfühlen. Wie ist es, jahrelang in der Ungewissheit zu leben, ob man das eigene Heim verlieren oder der Widerstand möglicherweise erfolgreich sein wird? Und wie ist es, sich in dieser Situation auch noch durch die Corona-Lockdowns alleingelassen zu fühlen?

Dass der Film, der in der ARD-Mediathek weiterhin abrufbar ist, schon bei seiner Erstausstrahlung am 8. November 2023 auf großes Interesse gestoßen ist, beweist die Zahl von 3,2 Millionen Zuschauer*innen allein an diesem Tag. Der Verlust von Heimat in einem sterbenden Dorf sei mit viel Empathie gedreht und es bleibe ein beklemmendes Gefühl zurück, so beschreiben viele Kritiken diesen Film, was ich bestätigen kann.

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