Hinter diesem Hof in Koenigshoven wurde auf einer Wiese ein unterirdischer Gang gefunden (© Foto: Stadtarchiv Bedburg, entnommen aus Rudolf Meinecke: Königshoven. Geschichte und Geschichten. Hrsg. Stadt Bedburg, Rheinbraun AG, Köln, 1996, S. 31.)
Profil des unterirdischen Gangsystems während der Freilegung (© Foto: LVR-Landesmuseum, entnommen aus Rudolf Meinecke: Königshoven. Geschichte und Geschichten. Hrsg. Stadt Bedburg, Rheinbraun AG, Köln, 1996, S. 21.)

"Fundort Tagebau - Die Geschichte liegt über der Braunkohle"

So lautet eine Veröffentlichung der Rheinische Braunkohlenwerke AG aus dem Jahr 1981, in dem über Ausgrabungen im rheinischen Braunkohlenrevier berichtet wird. Doch was ist damit gemeint?

Unter der Erde lagern bekanntlich viele Schätze aus vergangenen Zeiten, zum einen tatsächliche Schätze z.B. in Form von Grabbeigaben, zum anderen ideelle Schätze, durch die wir mehr über das Leben der Menschen in der Vergangenheit erfahren. Diese Schätze und dieses Wissen – unser Kulturerbe - muss gesichert werden, bevor die Baggerschaufel es zerstören kann. Die Vorbereitung der Tagebaue zur Abtragung der Kohle ist in den letzten Jahrzehnten immer rasanter vorangeschritten. Da das im Boden vorhandene Kulturerbe vorher geborgen werden muss, sind zahlreiche Archäolog*innen und deren Helfer*innen mit Grabungen beschäftigt. Diese müssen geplant, Fundorte vermessen, Funde gesichtet und geborgen, analysiert und publiziert werden. Seit 1990 existiert eine Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier,  welche die dafür zuständige LVR-Bodendenkmalpflege vor allem hinsichtlich der Publizierung von Forschungsergebnissen unterstützt.

Die vielschichtige Vergangenheit von Königshoven
Und was ist nicht alles durch archäologische Untersuchungen zutage gekommen. Beispiele aus Königshoven (alt), welches heute zu Bedburg gehört:

1. Entdeckungen aus der „Franzosenzeit“
1988 entdeckten Archäolog*innen bei der Untersuchung von Gräbern in Vorbereitung des Braunkohleabbaus Gebeine mit Verletzungen. Man hatte vermutet einen Frankenfriedhof zu finden. Aber nun war es etwas ganz anderes. Einige Knöpfe, die man ebenfalls in den Gräbern fand, besaßen Inschriften wie „Republique Francaise“ oder „Artillerie Francaise“. Es musste sich also bei den Verstorbenen um französische Soldaten aus der Napoleonischen Besatzungszeit handeln.

Ein Landwirt konnte den Archäolog*innen dazu eine Geschichte erzählen, die von seinen Vorfahren an die jeweilige nachfolgende Generation weitergegeben worden war. Viele französische Soldaten sollen hungrig und verwundet ins Dorf gekommen sein. Durch den Zuspruch einer beherzten Einwohnerin wurde ein Hofteil als Lazarett eingerichtet und die Verstorbenen hier im Garten begraben.

2. Reste einer Wasserburg
Ebenso entdeckten die Archäolog*innen im selben Jahr die Reste einer Wasserburg. Vorhanden waren noch die Holzpfähle einer Brücke, die über den Wassergraben zwischen Vor- und Hauptburg geführt haben soll. Durch Keramikreste konnte das Vorhandensein der Burg zwischen das 12. und 15. Jahrhundert datiert werden. Warum die Burg nicht mehr existiert, bleibt ein Rätsel.

 3. Im Untergrund von Königshoven
Drei Jahre vorher war ein unterirdisches Gangsystem mit drei Gängen nahe der Kirche gefunden worden. Ein Gang begann direkt innerhalb eines Hofgrundstücks. Die drei Gänge führten zu Stollen, die wiederum in kleinen Kammern endeten. In diesen Kammern könnten Menschen in früheren Zeiten „Schätze“, also wertvolle Gerätschaften oder auch Lebensmittel versteckt haben. Und auch sie selbst konnten sich auf diese Art für kurze Zeit verbergen oder im Geheimen treffen. Die unterirdische Anlage soll laut archäologischen Untersuchungen vom 13. bis frühen 14. Jahrhundert bestanden haben.

Rekonstruktion des unterirdischen Gangsystems (© Foto: Entnommen aus Rudolf Meinecke: Königshoven. Geschichte und Geschichten. Hrsg. Stadt Bedburg, Rheinbraun AG, Köln, 1996, S. 21.)
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