Drohnenaufnahme der archäologischen Grabung beim ehemaligen Haus Bochheim Dezember 2022 (© Foto: D. Franzen)

Der Braunkohletagebau gibt Wärme, Energie und Arbeit. Er nimmt Fläche, Gebäude, Natur und Heimat. Was bleibt sind Erinnerungen, Bilder und Dokumentationen des noch vorhandenen und bald verschwundenen. Aber was ist mit den nicht sichtbaren und verborgenen Schätzen, die in der Erde liegen und nur noch solange geborgen werden können, bis sie nicht unwiederbringlich abgebaggert wurden?

Rund um die ehemalige Hofanlage Haus Bochheim in der Nähe von Manheim (alt) sollen archäologische Zeugnisse vor dem heranrückenden Tagebau Hambach gerettet werden. Zusammen mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und dem Grabungsdienstleister Arthemus GmbH führen die Heimatfreunde der Stadt Kerpen e.V. hier ein archäologisches Grabungsprojekt durch. Haus Bochheim selbst wurde 1138 das erste Mal erwähnt, die gemachten Funde und Befunde jedoch entstammen teilweise deutlich „tieferen“ Zeitschichten.

„Der große Bagger steht vor der Tür. Und wenn er dann da ist, ist alles, was darunter ist, weg!“, so das Vereinsmitglied Roland Unzner-Harring.

Damit möglichst viele der Schätze geborgen werden können, arbeitet Unzner-Harring, der im Folgenden mehrfach zitiert wird, ehrenamtlich bei der archäologischen Ausgrabung mit. Besonders interessiert ihn was den Ort früher ausgemacht und wer dort wie gelebt hat.

„Wenn man sich jetzt nicht kümmert, ist es unwiderruflich weg.“

Kartenausschnitt Bochheim; 1801-1828 Kartenaufnahme der Rheinlande, Tranchot/v. Müffling (© Karte: GeoBasis-DE / BKG CC BY 4.0)
Kartenausschnitt Bochheim; 1836-1850 Preußische Kartenaufnahme/Uraufnahme (© Karte: GeoBasis-DE / BKG CC BY 4.0)

Die Ausgrabung um Haus Bochheim ist ein Wettlauf mit der Zeit. Mitte 2022 konnte mit den archäologischen Arbeiten begonnen werden. „Haus Bochheim war schon abgerissen, aber der Bagger noch in „weiter“ Ferne. Jetzt steht dieser direkt vor uns und wird in Bälde unsere Arbeit beenden“, so Unzner-Harring im Sommer 2023.

Gefunden wurden bisher u.a. verschiedene Alltagskeramiken aus dem frühen bis späten Mittelalter, mehre römische Urnengräber aus dem 1. Jahrhundert und eine Statuette der Heiligen Barbara, die offenbar im 15. Jahrhundert in einer so genannten „Bilderbäckerei“ mit einem Brennofen in Köln herstellt wurde und im Rheinischen Revier unter anderem als Schutzheilige der Bergleute verehrt wird.

„Welche Geschichte die einzelnen Fundstücke erzählen, muss noch erarbeitet werden. Ich bin auf jeden Fall froh, dass sie vor der Vernichtung gerettet werden konnten.“

Figur der heiligen Barbara aus Pfeifenton (© Foto: J. Vogel / LVR-LandesMuseum Bonn)
Ein Stück Wellenfusskeramik (ca. 17. Jahrhundert), die während der Ausgrabung bei Bochheim gefunden wurde. (© Foto: G. Fanton / LVR-ILR)
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