Das Filmarchiv des LVR-ILR (© Foto: LVR-ILR)

Das Rheinische Revier ist ebenso facettenreich und vielfältig wie seine Menschen. Deshalb schauen wir in dieser geSCHICHTE einmal über die Grenzen des Tagebaus hinaus und gehen der Frage nach, welche handwerklichen Arbeitsweisen, Bräuche, Feste und sozialen Gemeinschaften das Gebiet zwischen Köln, Aachen, Zülpich und Mönchengladbach prägen. Grundlage hierfür bilden die Filmdokumentationen des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (LVR-ILR). Seit 1962 werden unterschiedlichste Bereiche des rheinischen Alltags in bewegten Bildern festgehalten. Über 260 Filme bewahren Wissensbestände aus Landwirtschaft, Handwerk, Industriearbeit und dem vielfältigen regionalen Brauchleben, nehmen aber ebenso aktuelle Veränderungsprozesse, die sich umfassend auf das Leben der Menschen im Rheinland auswirken, in den Blick. Aus unserem Film-Archiv haben wir daher sämtliche Filmbeiträge zusammengestellt, die im Rheinischen Revier verortet sind und dieses von seinen vielen verschiedenen Seiten zeigen. Einen Großteil der Filme gibt es auf unserem YouTube-Kanal zu sehen.

Langeweile is da nich! Mikrokosmos Kleingarten

Duisburg/Essen/Mülheim an der Ruhr 2008 – 19 Min.
Buch/Regie: Susann Streich

„Wir haben eine andere Generation, die is nich mehr so … dafür geschaffen.“ Paul B., ältester Kleingärtner seiner Anlage, ist skeptisch. Junge Leute kommen in die Gärten und haben andere Vorstellungen vom Kleingärtnerdasein als in Vereinssatzungen und durch lange Traditionen festgelegt. Und auch die Frau des Vereinsvorsitzenden blickt skeptisch in die Kleingärtner-Zukunft „Das Interesse am Verein lässt einfach nach. Die Jüngeren haben selber so viel zu tun.“ Dennoch zieht es immer mehr junge Leute in die Gärten, wenn auch aus anderen – 14 – Motiven als die der alteingesessenen Laubenpieper. Medien und Forschung sprechen von einem regelrechten Kleingarten-Boom. Die Gärten werden angeblich immer bunter, junge Leute erobern die Parzellen gemeinsam mit Migrant*innen aus aller Welt.

„Muss langsam weg“ Von der Flüchtlingsunterkunft zum Museumsobjekt

Titz-Opherten 2012/13 – 30 min + Zusatzfilme 16 Min.
Buch/Regie: Dagmar Hänel und Carsten Vorwig

Das Thema Flucht ist gerade heute wieder hochaktuell, denken wir an diejenigen, die von Kriegen, Naturkatastrophen und Terror aus ihrer Heimat vertrieben werden. Wie gehen wir mit diesen Menschen um? Wie leben sie in der Situation eines „laufenden Asylverfahrens“, die als Übergangsphase von der Unsicherheit zwischen Anerkennung und Abschiebung, zwischen Fremdheit und ersten Beheimatungsschritten bestimmt ist? Eine Containeranlage aus den frühen 1990er Jahren, die zwanzig Jahre lang als Flüchtlingsunterkunft der Gemeinde Titz in der Jülicher Börde diente, erzählt die Geschichte von Flucht und Ankommen im Rheinland. An diesem Objekt lässt sich aber auch die Geschichte der Asylpolitik der Bundesrepublik Deutschland und ihre Umsetzung in den einzelnen Kommunen ablesen. Im Container und den Geschichten seiner Bewohner spiegelt sich Weltgeschichte und Politik in der Alltagserfahrung einzelner Menschen.

Von Blasorchester, Bürgerbus und Bauernhof. Innensichten eines Dorfes

Loikum 2017 – 93 Min.
Regie: Dagmar Hänel

Kein Bäcker und kein Laden, dafür Kühe, Felder und Windkraftanlagen. Wie lebt es sich in einem Dorf am Niederrhein? Warum entscheiden sich Menschen für ein Leben auf dem Land? Mit diesen Fragen begann eine über einjährige Beobachtung des Dorfes Loikum, einem Ortsteil von Hamminkeln im Kreis Wesel. Im November 2015 begannen die Dreharbeiten mit dem Martinszug im Dorf. Es folgten das Jubiläumsfest der Gemeinde St. Antonius und natürlich das Schützenfest. Einige der zahlreichen Vereine und Gruppen im Dorf werden (stellvertretend für alle) genauer porträtiert. Das Blasorchester, der Kirchenchor und eine Frauen-Theatergruppe. Der Film stellt das Dorf aus einer Innensicht heraus vor. Loikumer*innen gewähren Einblick in ihren Alltag und erzählen ihre Geschichten. Alteingesessene, Zugezogene, Zurückgekehrte – unterschiedliche Perspektiven auf das Dorf prägen den ethnologischen Blick auf den ländlichen Raum und seine Menschen.

Bäume ∙ Menschen ∙ Sägen – Arbeitswelt Forst

Stolberg-Zweifall/Würselen 2017/18 – 40 Min.
Buch/Regie: Andrea Graf

Nicht nur als grünes Ausflugsziel und wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems ist der Wald von Bedeutung. Er ist ein zentraler regionaler wie globaler Wirtschaftsfaktor als Rohstofflieferant und Arbeitsplatz. Forstwirtschaft ist ein hochkomplexes System, in dem Ökonomie und Ökologie berücksichtigt werden. Der volkskundlich-kulturanthropologische Dokumentarfilm stellt die Menschen vor Ort ins Zentrum: Förster, Forstwirte und Auszubildende im Forstbetriebsbezirk Zweifall, Mitarbeiter*innen zweier regionaler Sägewerke sowie Menschen, die sich ehrenamtlich im „Museumssägewerk Stolberg-Zweifall“ engagieren, wurden bei ihrem Arbeitsalltag im Wald und im Sägewerk begleitet. Sie erzählen von ihrer Arbeit, von technischem Wandel und der Bedeutung des Waldes. Deutlich wird dabei die Faszination für den Forst als Arbeitswelt sowie die wirtschaftliche, ökologische und ortsgeschichtliche Bedeutung, die der Wald und die Holzproduktion in der Region für die Menschen haben.

Buttern mit dem Drehfass

Kommern 1973 – 13 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons

Im Herdraum eines Eifelhauses im Rheinischen Freilichtmuseum wird die Butterherstellung für die Verhältnisse um 1900 gezeigt: Das Schlagen des Rahms im Drehbutterfass, das Salzen und Kneten der Butter sowie das Formen eines Butterlaibs.

Heckenpflege im hohen Venn

Eicherscheid 1977 – 27 Min. (SW)
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Ute Herborg

Dichte, hohe Haushecken innerhalb der Dörfer und knorrige Niedergehölze der Feldhecken, welche die Feldfluren umgrenzen, prägen das Bild der Monschauer Heckenlandschaft. Zur Sommerpflege der Haushecken gehört das Heckenscheren. Die Feldhecken werden im Winter durch Ausholzen, Verjüngen und Verflechten in ihrem Bestand erhalten.

Anbringen der Windmühlenflügel

Rheinisches Freilichtmuseum Kommern 1973 – 23 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt: Ayten Fadel, Susanne Sommer; Kommentar: Susanne Sommer

Die Achtkant-Turmwindmühle im Freilichtmuseum Kommern erhält ein neues Flügelkreuz. Mit schwerem Hebezug lässt der Mühlenbauer die beiden Bruststücke zur Mühlenwelle hochziehen. An ihnen werden dann die vier Jalousieflügel, Flügel mit beweglichen Holzklappen, befestigt.

Mühlsteinschärfen und Herrichten des Mahlgangs

Rheinisches Freilichtmuseum Kommern 1973 – 21 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons, Schnitt: Ayten Fadel, Susanne Sommer; Kommentar: Susanne Sommer

Mit dem Flaschenzug wird der schwere Läuferstein auf den Steinsöller der Kommerner Windmühle gezogen. Dort schärft ihn der Mühlenbauer und baut anschließend einen funktionstüchtigen Mahlgang zusammen.

Die Korbmacher in der Rurniederung

Tetz/ Linnich 1975 –13 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Kommentar: Ulrich Tapper

Die geernteten Weidenruten müssen vor der Weiterverwendung als Flechtmaterial bearbeitet werden. Für die Weißkorbware schält man die grünen Ruten und lässt sie in der Sonne trocknen. Bei der üblichen Braunkorbware kocht man die ungeschälten Ruten zwischen zwei und fünf Stunden in Wasser. Die Weiden sind dann schälreif, die Rinde lässt sich ablösen. Die Gerbsäure der Rinde hat nun den Ruten die gewünschte Färbung gegeben.

Rheinfischerei (3-teilig)

I Aalschokker

Grimlinghausen / Neuss 1974 – 27 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Kommentar: Elisabeth Höhnen

In den 20er Jahren entwickelte sich die Schokkerfischerei zur wichtigsten Fangmethode für den gewerblichen Fischfang auf dem Rhein. 1974 nutzten noch zwei Fischer ihre Schokker für den Aalfang. Der Schokker ist ein Fangschiff ohne eigenen Motorantrieb, das über ein System von Drähten manövriert wird. Die Fangeinrichtung besteht aus Reuse und Ankerkuil. Der Film zeigt den Arbeitsrhythmus des Schokkerfischers Simon Wirtz: Manövrieren in die Fangposition, Einsatz und Säubern der Fangeinrichtung.

II Zegennetz

Grimlinghausen / Neuss 1974 – 15 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Kommentar: Elisabeth Höhnen

Mit dem Niedergang der gewerblichen Rheinfischerei infolge der Industrialisierung und Rheinverschmutzung haben traditionelle Fangtechniken ihre Bedeutung verloren. Zum Fang von Lachs und Maifischen diente das Zegennetz. Für den Film demonstriert Fischermeister Simon Wirtz mit Helfern die Arbeit einer Zegenmannschaft und den Einsatz des Zegennetzes.

III Geilnetz, Tütebell, Hamen

Grimlinghausen / Neuss 1974 – 15 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Kommentar: Elisabeth Höhnen

Zu den bis zum Niedergang der gewerblichen Rheinfischerei genutzten Fangnetzen gehörten auch Tütebell, Geil- und Hamennetz. Deren Handhabung zeigt der Fischermeister Simon Wirtz für den Film. Das Geilnetz für den Aalfang gehörte zu den Hebenetzen, es wurde vom Dreibordnachen aus „abgefiert“. Zum Fang von Weißfischen nutzten die Fischer die Tütebell, ein beutelähnliches Netztuch. Es wurde in „Sätzen“, wie man die Fangmanöver nannte, ausgeworfen. Zu horizontalen Netzbewegungen wurden die Fische mit dem Scherhamen gejagt. Die Netze wie Zegen (s. o.), Tütebell oder Geilnetz setzte Simon Wirtz zuletzt zum Fang von Besatzfischen für Angelvereine ein.

Der Printenmann

Welldorf/Jülich 1975 –21 Min. (SW)
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Gabriel Simons

Der Formenstecher schneidet mit verschieden profilierten Stecheisen die Figur für das Printengebäck („Printenmann“) in eine Holztafel ein. In der Bäckerei werden Printenbretter mit Teig ausgefüllt, nach dem Abbacken wird das figürliche Weihnachtsbackwerk mit Zuckerguss verziert.

Der Kupferschmied

Mönchengladbach 1978 – 50 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Gabriele Harzheim

Kupferschmiedemeister Johannes Jansen demonstriert zusammen mit seinem Sohn Gerd für den Film charakteristische Arbeitsvorgänge an unterschiedlichen Werkstücken. So entstehen u. a. eine Schmuckdose, ein wasserdicht verlöteter Vaseneinsatz und ein Wappenschild in der von 1935 bis 1965 betriebenen Werkstatt. Dabei werden die verschiedenen Techniken des einst auch im Rheinland bedeutenden Berufes gezeigt.

Die Rechenmacher

Rurberg / Simmerath 1978 –20 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons

Während der Wintermonate stellen zwei Rechenmacher in einer kleineren Werkstatt aus Hainbuchenholz (Rechenhaupt), Weidenholz (Zähne) und Astgabeln des Haselstrauches (Rechenstiele) zweireihige Rechen für die Landwirtschaft her.

Gießen einer eisernen Ofenplatte

Eschweiler 1982 – 16 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Ayten Fadel

Im so genannten Herdgussverfahren wird eine Ofenplatte gegossen, wie sie früher als Heizungsutensil gebraucht wurde. Die reliefartige hölzerne Bildform wird in das Sandbett („Herd“) gelegt; in den negativen Abdruck läuft das geschmolzene Eisen ein, nach dessen Abkühlen die gusseiserne Ofenplatte vorliegt.

Rheinische Braunkohle

Frechen 1983 – 28 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Alois Döring

Wie es im 19. Jahrhundert üblich war, wird die Braunkohle in einer Kuhle mit der Spitzhacke gelöst mit der Haspel zu Tage gefördert, unter Wasserbeimischung zu einem Brei getreten und in Eimern zu Klütten ausgeformt. Heute werden im Tagebau Fortuna Schaufelradbagger zur Nutzung der Energiereserven des Rheinischen Braunkohlereviers eingesetzt, die Kohle wird in den Fabriken maschinell zu Briketts gepresst.

Sattelschleifen für Sensenhämmer

Schlebusch 1984 – 6 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Alois Döring

Ein Breitobersattel und ein Reckuntersattel werden geschliffen, die zur Ambossanlage der Schmiedehämmer gehören.

Aufsetzen des Kirchturmhahns

Dormagen-Hackenbroich 1984 – 22 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Alois Döring

Anlässlich der Kirchenrenovierung setzen die Dachdecker den neuen, vom Ortsgeistlichen gesegneten Wetterhahn auf der Spitze des Kirchturms auf. Nach alter Handwerkersitte ziehen sie zuvor mit dem geschmückten Kirchenhahn von Tür zu Tür, sagen einen Heischespruch auf und sammeln Geldspenden für einen Umtrunk.

Gutenbergs Enkel. Die alten Techniken von Setzen, Drucken, Binden

Köln und Weilerswist 1996 – 28 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Berthold Heizmann

Im Zeitalter der hoch industrialisierten Druckereien gibt es nur noch wenige Handwerker*innen, die die alten Techniken des Setzens, Druckens und Bindens beherrschen und auch noch ausüben. Zu ihnen gehört Richard Müller aus Köln, der jährlich fünf bis sechs Titel – meist bibliophile Bände – in Handarbeit fertigt. Zum Binden seiner Bücher sucht Richard Müller einen Weilerswister Verlag auf; wenngleich hier schon der Computer Einzug gehalten hat, drucken Sabine und Ralf Liebe auf museumsreifen Anlagen und pflegen das Binden von Hand. Die Filmdokumentation vermittelt einen Einblick in die traditionellen Verfahren der Buchproduktion.

Fach-Werk

Kommern 1997 – 18 Min.
Buch/Regie: Berthold Heizmann, Arpad Konovaloff

Heil und Segen diesem Haus – dies wünscht der Zimmermann seinem Werk. Sechs Monate harter Arbeit liegen hinter den Zimmerleuten des Freilichtmuseums, die in traditioneller Bauweise und mit Hilfe moderner Geräte die Oberbreisiger Scheune nachgebaut haben. Wegen ihrer schlechten Bausubstanz musste sie als Kopie im Museum wiedererrichtet werden. – Der Film schildert exakt den Weg von der Baudokumentation über den Abbund bis hin zum Aufstellen des Richtbaums – ein einmaliger Vorgang in einer selten gesehenen Handwerkskunst.

Glück auf. Die Geschichte des Steinkohlebergbaus im Wurmrevier

Alsdorf 1990 – 42 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Berthold Heizmann

Im Wurmrevier, dem letzten noch fördernden Bereich innerhalb des Aachener Reviers, stand die Wiege des Steinkohlenbergbaus in Europa. Mit der Stilllegung der Zeche Emil Mayrisch 1992 geht eine lange historische Entwicklung zu Ende. Der Film greift in Interviews soziale und regionale Themen auf, zeigt das Einfahren der Bergleute auf Anna I und die schweißtreibende Arbeit untertage, schließlich die Kohlenförderung und die Dampffördermaschine von 1918, die für Seilfahrt und Materialförderung auf Emil Mayrisch läuft.

Anna N. 8 unter Dampf. Der Dampflokbetrieb auf den Grubenbahnhöfen im Aachener Revier

Alsdorf / Siersdorf 1992 – 45 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Berthold Heizmann

Auf den beiden Grubenbahnhöfen Anna und Emil Mayrisch, vom Eschweiler Bergwerks-Verein betrieben, laufen noch heute mehrere Dampfloks. Sie stellen Kokskohlen- bzw. Kokszüge zusammen. Der Film zeigt die Vorbereitung von Anna 8 für den Schichtdienst, den Reparaturbetrieb auf Emil Mayrisch mit dem Wechseln eines Heizrohres und den Rangierbetrieb. In einem Interview wird der historische Hintergrund aufbereitet.

Segeltuchfabrik Blancke. Jute- und Leinenweberei mit Dampfantrieb

Heinsberg 1981 – 35 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt: Gabriele Harzheim, Ayten Fadel
Kommentar: Gabriele Harzheim

Die Jute- und Segeltuchweberei Blancke repräsentierte (kurz vor ihrer Stilllegung 1981) als eine der ältesten Textilfabriken am Ort das ehemals bedeutende Textilgewerbe des Niederrheins mit einer zum Teil aus der Jahrhundertwende stammenden Technologie. Herzstück der Firma ist die Dampfmaschine. Sie dient dem Antrieb der Webereimaschinen und liefert die Heizenergie für die Fabrikräume und über einen Generator elektrischen Strom. In der Näherei und Weberei werden Leinen – und Jutegarn zu Sackstoffen, Segeltuch und grober Leinwand verarbeitet.

Kokerei Anna

Alsdorf 1992 – 35 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Berthold Heizmann

Einst galt sie als eine der größten Anlagen in Westeuropa – die Kokerei Anna in Alsdorf. Jahrzehntelang prägten die Dampfschwaden über den Kühltürmen die Silhouette der alten Bergbaustadt. Vor der Stilllegung der Kokerei im September 1992 aufgenommen, verfolgt der Film den Weg der Kokskohle zum fertigen Produkt Koks. Ein ergänzendes Interview erläutert die Vorgänge im und am Ofen und besonders die Nebengewinnung.

Vereine und Zechen im Aachener Revier

1993 – 49 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Berthold Heizmann

Seit Dezember 1992 liegt das Aachener Revier, Wiege des Steinkohlenbergbaus auf dem europäischen Kontinent, still. Das Aus für die alte Bergbauregion bedeutet einen grundlegenden Wandel für das Revier und die dort lebenden Menschen. Der Film geht der Frage nach, wie sich die veränderte Situation im Vereinsleben niederschlägt. Eine – subjektive – Auswahl von fünf Vereinen präsentiert stellvertretend für viele andere eine multikulturelle Gesellschaft auf engem Raum. Vorgestellt werden der Knappenchor des Bergbaumuseums Wurmrevier Alsdorf, der FC Sparta Würselen, die Ortsgruppe Herzogenrath Merkstein der Naturfreunde, der Türkisch-Islamische Kulturverein Baesweiler und die Kreisgruppe Setterich-Aachen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen.

Kalkstein – ein rheinischer Rohstoff

Wülfrath/Duisburg 2005/2006 – 23 Min.
Buch/Regie: Berthold Heizmann

Lippenstift und Zahnpasta, Zucker und Zeitungen – ohne Kalkstein oder gebrannten Kalk undenkbar. Doch was ist eigentlich Kalkstein und wie wird er verarbeitet? Am Beispiel des Wülfrather Unternehmens „Rheinkalk GmbH“ mit seinem Werk Flandersbach, dem größten Kalkwerk Europas, zeigt der Film den Weg des Kalksteins vom Steinbruch bis hin zur Verwendung bei der Stahlherstellung oder im Umweltschutz, bei der Rauchgasreinigung oder der Wasseraufbereitung. Gerade die Industrien im nahe gelegenen Ruhrgebiet sind auch heute noch Hauptabnehmer von Kalkstein und gebranntem Kalk.

Aus Sand gebaut. Quarzsand – Ein rheinischer Rohstoff aus Frechen

2011 – Hauptfilm 20 Min.; 3 Zusatzfilme 10 Min.
Buch und Regie: Berthold Heizmann; Mitarbeit: Dagmar Hänel

Alltägliche Gegenstände wie Glas, Spiegel, Sanitärkeramik, Porzellan, Farben und Lacke auf Möbeln und Parkett oder auch unser Auto haben eines gemeinsam – für ihre Herstellung benötigt man einen rheinischen Rohstoff: Quarzsand! Abgebaut wird dieser mitten im Rheinland, direkt vor den Toren Kölns bei Frechen. Die Quarzwerke GmbH bauen hier seit über 125 Jahren den Rohstoff ab. Das heute über die deutschen Grenzen hinweg tätige Familienunternehmen setzt über den Standort Frechen jährlich rund 800.000 Tonnen ab. Beliefert werden nicht nur die Glas- und Gießereiindustrie, auch Chemie, Bauindustrie und Bauchemie setzen Rohstoffe aus Frechen ein. Der Hauptfilm zeigt einerseits Abbau und Aufbereitung von Quarzsand, geht aber auch der Frage nach, wie die Quarzwerke den Begriff der Nachhaltigkeit mit Leben füllen. Dazu gehört der richtige Umgang mit dem Rohstoff, die systematische Entwicklung neuer Anwendungen und die sorgfältige Renaturierung ebenso wie die Einbeziehung von Experten und Nachbarn in diese nachhaltigen Prozesse

Bauchemie Lechenich auf 8mm. Erinnerungen an die 60er Jahre

Lechenich 1969/2014 – 65 Min.
Buch/Regie: Andrea Graf

Zwischen 1965 und 1969 beobachteten die Lechenicher Amateurfilmer Otto Junker und Theo Minten den Alltag in ihrer Heimatstadt mit der Filmkamera. Sie bannten Schützenfeste, den Neubau der Schule, Arbeit in der Landwirtschaft, den Männergesangsverein und vieles mehr auf Zelluloid. Fertiggestellt wurde ihr Film allerdings nicht, das Projekt „Kulturfilm Lechenich“ wurde abgebrochen, die Filmrollen verschwanden, bis sie 2002 wiedergefunden und vom LVR-Institut für Landeskunde neu bearbeitet wurden. Ergänzt durch Aufnahmen und Kommentare der damaligen Protagonisten und Zeitzeugen zeigt dieser Film das besondere Lebensgefühl der 60er Jahre und stellt ein Stück kulturellen Erbes des Rheinlandes dar.

Vogelschießen. Bei der St. Sebastiani Armbrustschützen-Gesellschaft Herzogenrath anno 1250

Herzogenrath 1980 und 2016 – 22 + 29 Min.

Die St. Sebastiani Armbrustschützen-Gesellschaft Herzogenrath gehört zu den ältesten Schützengesellschaften Deutschlands. Ihr Königsschießen ist nicht nur wegen des eindrücklichen Armbrustschießens Anziehungspunkt zahlreicher Besucher*innen, es ist zentrales Stadtfest von Herzogenrath. 1980 dokumentierte das damalige Amt für rheinische Landeskunde das Vogelschießen. 2015/2016 erfolgte die Neuauflage des Films in der Reihe „Filmschätzchen“ des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte. Der historische Film wurde digitalisiert, restauriert und gekürzt. Ergänzt um einen Kommentar durch Theo Kutsch, einen der inzwischen 90-jährigen Protagonisten, zeigt der Film den Wert einer solchen Schützentradition als immaterielles Kulturerbe der Region.

Hier geht’s zum Originalbeitrag von 1980: https://youtu.be/mRJDXwwL8Xc

„Eigentlich soll sich nichts ändern hier.“ Haus Esselt, die Menschen, die Kunst und die Zeit

Hünxe-Drevenack 2016 / Hauptfilm 41 Min., 4 Zusatzfilme 17 Min.
Regie: Dagmar Hänel

1958 kauft der Düsseldorfer Maler, Graphiker und Bildhauer Otto Pankok ein altes Herrenhaus am Niederrhein: Haus Esselt. Hier lebt und arbeitet er noch acht Jahre bis zu seinem Tod. Seine Frau und seine Tochter pflegen sein Erbe: seine Kunst und seine Philosophie, für die Tochter Eva Pankok wird die Sorge um das elterliche Erbe zur Lebensaufgabe. Dieser Film stellt den Ort „Haus Esselt“ als Lebensort, Ort der Kunst, Ort des Miteinanders und der Begegnung in den Mittelpunkt. Die Besonderheit des Hauses liegt in seinen Menschen, im Zentrum des Alltags im Haus stand bis zu ihrem Tod im Frühjahr 2016 Eva Pankok. Die Besonderheit des Ortes machen Beziehungen aus: zu einem Ort mit besonderer Ausstrahlung, seinen Bewohnern und Besuchern und der zugrundeliegenden Lebensauffassung, die sich aus der Persönlichkeit und Geschichte der Familie Pankok entwickelte. Diese Aura macht Haus Esselt zu einem besonderen kulturellen Erbe im Rheinland.

Das letzte Fest. Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Keyenberg siedelt um

Keyenberg 2021 – 60 Min.
Buch/Regie: Andrea Graf

Anlass für die Filmdokumentation über die Keyenberger Schützenbruderschaft ist die tagebaubedingte Umsiedlung des Ortes, der im Braunkohleabbaugebiet Garzweiler II liegt. Die Bruderschaft ist der größte Verein in Keyenberg und beging 2019 ihr letztes Fest im alten Dorf: Es war zugleich das 570. Vereins-Jubiläum und wurde als Bezirksschützenfest in großem Rahmen ausgerichtet. Der Film versteht sich als Zeitdokument und begleitet die Mitglieder des Schützenvereins durch das Jahr 2019 bei den Festvorbereitungen, dem dreitägigen Schützenfest sowie der Spätkirmes im Herbst. Vor der Kamera erzählen die Interviewpartner*innen, vor welchen Herausforderungen ein Verein in der Situation der Umsiedlung steht. Die Bedeutung von Heimat und Gemeinschaft sowie die Vorstellungen der Umsiedelnden über die Zukunft am neuen Standort werden aufgegriffen. Der Abschied vom Dorf, wo besonders die enge Verbindung zur Kirche von großer Bedeutung ist, fällt den Mitgliedern sichtlich schwer. Durch die Corona-Pandemie konnte das für 2020 geplante erste Schützenfest in Keyenberg (neu) bisher nicht stattfinden. Die filmische Begleitung des Vereins wird fortgesetzt.

Maibräuche in Körrenzig. Maibaumaufsetzen – Balbieren der Neulinge – Maienstecken

Körrenzig 1979 – 28 Min.
Aufnahme: Gabriel Simons; Schnitt/Kommentar: Ayten Fadel

Schon am 30. April sind die Junggesellen ganz im Mai. Erst stellen sie den selbst geschmückten Maibaum auf, dann nehmen sie die Neulinge in ihre Mitte auf, denen zuvor das Bestehen einer Mutprobe durch „Rasieren“ mit einem Tapeziermesser abverlangt wird. Um Mitternacht ziehen die Junggesellen dann zu den Häusern ihrer Maibräute, um ihnen den „Maien zu stecken“.

Das Bügelspiel

Mönchengladbach-Hardt 1985 – 14 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Alois Döring

Geschicklichkeit, Koordinationsvermögen und Erfahrung braucht, wer beim Bügelspiel mit der Hardter Bügelgemeinschaft bestehen will. Bei diesem Volksspiel geht es darum, mit Hilfe eines dreieckig geformten Holzschlägers eine 20 cm starke Buchsbaumkugel durch den Eisenring („Bügel“) zu schlagen, der im oberen Drittel des üblicherweise lehmgestampften, mit Bohlen umrandeten Spielfeldes steht.

Das Freitagsgebet in der Baesweiler Moschee

Baesweiler 1993 – 31 Min.
Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Berthold Heizmann

Das Freitagsgebet hat im religiösen Leben der Muslime einen hohen Stellenwert – vergleichbar dem christlichen Sonntagsgottesdienst. In der Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Baesweiler ergab sich die seltene Möglichkeit, das Freitagsgebet mit der Filmkamera aufzunehmen. Ergänzend zeigt der Film eine Studie des Gebetsaufrufes des Muezzins. In Gesprächen kommen der Geistliche (der Hoca), der Erste Vorsitzende des Kulturvereins sowie ein Bergmann, der 34 Jahre untertage arbeitete, zu Wort.

Wir wünschen viel Spaß beim Anschauen!

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