Nicht Serengeti, sondern Rehsprung in der Rekultivierung Inden (© Foto: RWE-Rekultivierungsstelle, Kalendermonat Februar, Kalender 2024, abfotografiert von Annette Schneider-Reinhardt/LVR)

Stell Dir vor, Du siehst ein großformatiges Foto, auf der eine Gruppe Rehe über einen dürftig bewachsenen Sandberg in einer steppenartigen Landschaft hastet. Darunter steht: „Die große Tierwanderung in der Serengeti“. Und erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man unter dieser Bildunterschrift ein „Nein“ und erfährt, dass es sich um die rekultivierte Landschaft bei Inden handelt.
Also eröffnet sich hier für den Betrachtenden ein überraschender Blick auf eine Landschaft, die mitten im Rheinischen Revier liegt. Beim Durchblättern des Kalenders setzt sich dieses Prinzip bei allen zwölf Blättern fort.
Soll der Betrachtende mit dem Hinweis auf gewohnte Bilder aus zahlreichen Landschaftsdokumentationen aus beispielsweise dem Fernsehen auf Landschaftsschönheiten in der eigenen Umgebung aufmerksam gemacht werden?

Die Forschungsstelle Rekultivierung RWE

Ende des Jahres erhielt ich diesen Kalender von der RWE-Forschungsstelle Rekultivierung geschenkt.
Wenn man diese Herkunft kennt, wird klar, dass es mit dem Kalender nicht nur darum geht, das Interesse des Bildbetrachtenden auf Landschaften in der nächsten Umgebung zu lenken, sondern auf neu gestaltete Landschaften nach dem Braunkohlenabbau.

Bei diesen neuen Landschaften handelt es sich um solche, die in der Verantwortung der RWE-Rekultivierungsstelle liegen und nach dem Abbau der Braunkohle neu modelliert wurden. Die hier arbeitenden Wissenschaftler*innen haben dazu in den letzten Jahrzehnten Planung und Betreuung übernommen.

Die Region war vor dem Abbau der Braunkohle stark landwirtschaftlich geprägt. Daher hat die Rekultivierungsstelle hier auch die Aufgabe übernommen, die Landwirt*innen entsprechend zu beraten. So wird der fruchtbare Lössboden zunächst in einer Mächtigkeit von 2,50 bis 3 m abgetragen und nach der Entnahme der Braunkohlenschicht und dem Wiederaufbau des Bodenprofils wieder aufgetragen. Nach der Rekultivierung wird der Boden von RWE sieben Jahre „zwischenbewirtschaftet“, bevor die Landwirt*innen diesen wieder übernehmen. Aufgrund der Vermischung des Mutterbodens mit dem normalerweise darunterlegenden Lössboden sind die Böden sehr druckempfindlich und es kann leicht zu Vernässungen kommen. Aber es sind auch kaum Schädlinge enthalten, so dass dieser schnell wieder genutzt werden kann. Außerdem kann der Lössboden im rheinischen Gebiet sehr gut Wasser speichern. Ein großer Teil der rekultivierten Landschaft wird daher auch wieder der landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellt.

Nicht der Amazonas, sondern die rekultivierte Inde (© Foto: RWE-Rekultivierungsstelle, Kalenderfoto Monat März, Kalender 2024, abfotografiert von Annette Schneider-Reinhardt/LVR)

Rekultivierungsbilder

Der in dergleichen Aufgaben Uneingeweihte, erwartet im Zusammenhang mit dem Braunkohlenabbau Bilder von riesigen Mondlandschaften mit wenig oder gar keiner Vegetation und ohne Anwesenheit von Tieren zu sehen.
Beim zuerst beschriebenen Bild jedoch wird deutlich, dass diese Landschaften durchaus vergleichbar mit natürlich entwickelten Landschaften in anderen Erdteilen sind und bereits von der heimischen Flora und Fauna angenommen werden.

Auf einem weiteren Bild von einer dicht bewachsenen Flusslandschaft wird suggeriert, ein Foto vom Amazonas vor sich zu haben. Die kleine Bildunterschrift klärt auf, dass es sich um die rekultivierte Landschaft an der Inde handelt. Auf dem letzten Foto ist ein Weinberg zu sehen, der sich auch an der Mosel befinden könnte. Die Bildunterschrift erläutert, dass es sich um Weinanbau im rekultivierten Gebiet Garzweiler handelt.

Weinberg in der Rekultivierung Garzweiler (© Foto: RWE-Rekultivierungsstelle, Kalenderfoto Monat September, Kalender 2024, abfotografiert von Annette Schneider-Reinhardt/LVR)
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