Ein Rotfuchs (Vulpes vulpes) schaut am 19.04.2017 in einem Naturschutzgebiet in Bochum in Richtung des Fotografen (© Foto: Lutz Leitmann, CC BY-SA 4.0)

Kennen Sie noch die Fussbroichs? Zwischen 1989 und 2001 begleitete der WDR das Leben von Fred, Annemie und Frank Fussbroich zu Dokumentationszwecken mit der Kamera. Über mehrere Jahrzehnte hinweg zeigte die Serie die Kölner Arbeiterfamilie authentisch in ihrem Familienalltag und wurde dafür mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Der Familienname Fussbroich ist nicht nur in Köln, sondern auch im angrenzenden Rhein-Sieg Kreis, dem Rhein-Erft Kreis, dem Oberbergischen Kreis und an der Grenze zu den Niederlanden in der Städteregion Aachen verbreitet. Doch woher stammt dieser typisch rheinische Name? Und was bedeutet er? Beim ersten Bestandteil des Namens liegt die Vermutung nahe, es könne sich um das hochdeutsche Wort ‚Fuß‘ (von mittelhochdeutsch vuoz ‚Fuß, Bein‘, mittelniederdeutsch vōt, vout, voet, voit ‚Fuß‘) handeln. Allerdings kann der Ursprung von Fuss– auch im mittelhochdeutschen vuhs ‚Fuchs‘ liegen. Im Niederdeutschen und in einigen hochdeutschen Regionen wurde das germanische hs zu s(s) angeglichen für eine vereinfachte Aussprache. So ist auch in vielen rheinischen Dialekten noch die Form fus, seltener auch fos für den ‚Fuchs‘ geläufig, besonders im Ripuarischen und Südniederfränkischen in Mönchengladbach und Grevenbroich (RhWB, Band 2, Sp. 848).

Der zweite Teil des Namens Fussbroich ist auch aus vielen Ortsnamen im Rheinland bekannt und meint eine alte Besiedlungsstelle. Broich geht auf das mittelniederdeutsche brōk, brūkBruch, Sumpf, Moorland‚ zurück. Broich weist zudem eine weitere rheinische Besonderheit auf – das nur noch in Eigennamen erhaltene Dehnungs-i. Nicht zuletzt dank Horst Schlämmer, dem Alter Ego des Komikers Hape Kerkeling, ist die Ortsnamenendung –broich weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt. Zum Leidwesen der Einwohner*innen der zahlreichen Städte, die auf –broich enden, denn es heißt nicht wie bei Horst Schlämmer –breuch, sondern –brooch! Das i in Broich dient allein dazu, anzuzeigen, dass der vorhergehende Vokal (in diesem Fall das o) lang gesprochen wird, ebenso wie bei Grevenbroich, Korschenbroich, Kleinenbroich, oder auch dem Familiennamen Voigt.

Dehnungszeichen gibt es einige im Deutschen, üblicherweise werden Vokale durch das Anhängen eines h (hohl, mehr, Kuhle) oder e (Liebe, Vieh, Familienname Daemen) oder durch Vokalverdopplung (Aal, Saal, See) gedehnt. Das Dehnungs-i aber, das vor allem im Rheinischen vorkommt, ist mittlerweile nicht mehr produktiv und nur noch in zahlreichen Eigennamen des Rheinlands erhalten; Eigennamen sind in der Schreibung konservativ – oft werden Schreibweisen beibehalten, die historisch lange verschwunden sind.

Wenn Sie also demnächst wieder in der Region unterwegs sind, schauen Sie mal, wie oft Ihnen das Dehnungs-i begegnet – und wer weiß, vielleicht sehen Sie ja auch den ein oder anderen Fuchs.

Überarbeitet für den geSCHICHTEN-Blog durch Eleonore Laubenstein

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