Großer Zapfenstreich in Morschenich (alt) (© Foto: Inga Dohmes)

Mit den Umsiedlungen der Dörfer und ihrer Bewohner*innen geht auch der Umzug der Vereine einher. Inga Dohmes berichtet über den Abschied der St. Lambertus Schützenbruderschaft aus Morschenich (alt) sowie aus dem Vereinsleben der Schützenbruderschaft und des Kleinkaliber-Klubs.

Im Sommer 2017 verabschiedete sich die St. Lambertus Schützenbruderschaft Morschenich, die seit 1458 am alten Ort existiert hatte, mit einem Bezirksbundesfest und einem letzten Schützenfest von ihrer alten Heimat. An dem großen Umzug in Form eines Sternmarsches beteiligten sich alle Bruderschaften des Bezirks-Verbandes Düren-Nord sowie unsere befreundeten Bruderschaften. Für unser Tambourcorps Morschenich war es ein besonderes Erlebnis, am Samstag, dem 10. Juni den großen Zapfenstreich anspielen zu dürfen. Dieser wird sicherlich allen Beteiligten für immer in besonderer Erinnerung bleiben.

Die Verabschiedung und Begleitung unserer Bruderschaftsfahnen vom alten Ort nach Morschenich (neu) am Sonntag, dem 11. Juni nach dem Gottesdienst wie auch der erste Festzug im neuen Ort waren für uns eine sehr emotionale Angelegenheit. Nach der Messe stellten sich unsere Fahnenoffiziere gemeinsam mit den Fahnenträgern der befreundeten bayerischen Bruderschaft Hangenham auf und trugen die Fahnen tapfer zu Fuß durch den Wald vom alten in den neuen Ort.

Mit der Dorfgemeinschaft und den Mitgliedern der Bruderschaft fuhren wir in Bussen ins neue Dorf. Laut applaudierend begrüßten wir dort unsere Fahnenträger, während das Tambourcorps aufspielte. So durften wir auf holperigen Baustraßen in einem noch unvollständigen Ort einen Neubeginn wagen und doch ein gelungenes Fest in guter Gemeinschaft feiern!

Fahnenträger auf dem Weg nach Morschenich (neu) (© Foto: Inga Dohmes)

Die zwei folgenden Abschnitte stellen Ausschnitte aus dem Morschenicher Vereinsleben der Schützen und dem Sportschießen dar.

Das Jungschützentambourcorps 1975 bis 1985

1975 hatte der damalige Präsident der Bruderschaft und Pfarrer von Morschenich, Helmut Kaiser, die Gründung eines Kindertambourcorps angeregt. Leitung und musikalische Ausbildung der damals 28 Kinder übernahmen die Brüder Peter und Achim Kalscheuer, die durch Michael Steffen, einen der Mitbegründer des Vorkriegs-Tambourcoups, unterstützt wurden.

Bereits beim darauffolgenden Schützenfest 1976 trat das Kindertambourcorps erstmals auf und überbrachte von nun an allen Altersjubilaren die Glückwünsche der Bruderschaft in Form eines Ständchens. Bis Ende 1976 wuchs es auf die stattliche Zahl von 40 Kindern und Jugendlichen an. Im August 1977 folgte seine Umbenennung in Jungschützentambourcorps, um die Verbindung zur Schützenbruderschaft zu verdeutlichen. 1978 erhielt das Tambourcorps eine eigene Standarte und 1979 wurde der Klangkörper um zwei Lyren, eine Pauke und ein Paar Becken erweitert.

In den folgenden Jahren nahm das Jungschützentambourcorps erfolgreich an verschiedenen Wettstreiten teil und spielte bei verschiedenen Ausmärschen und Jubelfesten auf. Dennoch löste es sich bereits 1985 nach dem Ausscheiden einiger Mitwirkender und einem der beiden Leiter wieder auf. Aus seiner damaligen Besetzung sind Luise Hoven und Brigitte Hildebrand (geb. Kalscheuer) bis heute aktiv im Tambourcorps der St. Lambertus Schützenbruderschaft, wobei Brigitte Hildebrand als musikalische Leiterin fungiert.

Das Jungschützentambourcorps spielt 1977 bei einer Parade (© Foto: Bernd Servos)

 

50 Jahre K.K.-Klub Waldesgrün 1973 e. V.

Im April 1973 feuerten die Mitglieder des neu gegründeten Kleinkaliber-Klubs Waldesgrün im Jugendheim Morschenich ihre ersten Schüsse ab. Aufgrund der Unterstützung durch den damaligen Pfarrer Biegai konnten die Sportschützen dort in ihrer Anfangszeit mietfrei trainieren. Bereits im Gründungsjahr hatte der Verein 30 Mitglieder und schon im November 1973 konnte eine Parzelle am Waldrand – woraus sich der Name Waldesgrün ableitete – bei der Gemeinde angemietet werden.

Mit dem Bau der eigenen Schießanlage war jedoch Eile geboten, denn 1975 kündigte der neue Pastor Kaiser dem Klub die Trainingsmöglichkeit im Jugendheim wegen Zweckentfremdung auf. Aus dieser Enttäuschung entwickelte sich ein Ansporn, der durch Einigkeit, Zusammenhalt und Herzblut der Mitglieder geprägt war. Alle hatten es eilig, alle wollten mithelfen. Der Klub brachte 100.000,- DM Eigenleistung zusammen und erhielt 70.000,- DM Gemeinde-, Kreis- und Landesbeihilfen.

Der erste Spatenstich konnte somit bereits im Oktober 1975 erfolgen. Jedoch verlief die Bauzeit nicht ohne Rückschläge. So musste nach einem Einbruch in der Baubude und dem Diebstahl des Betonmischers wieder einmal „der Hut“ rundgehen. Dennoch konnte 1976 das Richtfest gefeiert werden und am 14. Februar 1977, keine vier Jahre nach der Vereinsgründung, erfolgte die Bauabnahme. Die Anlage besaß damals sieben Stände „Luftgewehr und Luftpistole 10m“ sowie sechs Stände „Standartgewehr KK 50 m“.

Als Anerkennung für diesen unglaublichen Kraftakt der Mitglieder überreichte Gemeindedirektor Beyer dem Verein ein Kleinkalibergewehr, mit dem der damalige Landrat Kaptain den ersten Schuss auf der neuen Anlage abfeuerte. Ein weiteres Kleinkalibergewehr, das bis heute im Einsatz ist, stiftete Anton Kanis zur Einweihung. Über die Jahre konnten wir unsere Anlage weiter vergrößern; so folgte im zweiten Bauabschnitt der Bau des Vereinsheims. Die Schießstände konnten wir 1986 um sechs Stände für die Disziplin „25 m Standartpistole und Schnellfeuerpistole bis Kaliber 45“ erweitern.

Wir hatten schöne Zeiten im alten Ort: Unsere Maifeste waren legendär, unsere Bauarbeiten und Umbauarbeiten wurden immer zünftig gefeiert, aber auch sportlich konnten wir Erfolge verbuchen. Der näher heranrückende Tagebau und die darauffolgende Umsiedlung bedeuteten einen Umbruch. Am 17. Februar 2018, beinahe auf den Tag genau 41 Jahre nach der Bauabnahme, erfolgte die Schlüsselabgabe an RWE. Unsere Vereinsgeschichte in Morschenich (alt) endete somit. Jedoch konnte nach der Umsiedlung und der Corona-Pandemie 2023 das 50-jährige Jubiläum am neuen Ort gefeiert werden. Einige der Gründungsmitglieder waren dabei und freuten sich über besondere Ehrungen. Wie die Zeit nach der Umsiedlung für unseren Verein weitergeht, erfahren Sie in einer anderen geSCHICHTE.

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