Biertulpe mit der Aufschrift „Tag des Bergmanns und des Energiearbeiters der DDR 1976“ (© Foto: Kreismuseum Bitterfeld)

Die Erinnerung an den Bergbau spiegelt sich auch in den Vereinsfesten wieder. In den westdeutschen Revieren ist das in der Regel die Barbarafeier. Im Osten Deutschlands dagegen war vor allem in den vormals preußischen Gebieten durch die Religionsfreiheit das Barbarafest kaum begangen worden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und zusätzlich bedingt durch die hohen Reparationsleistungen waren vor allem im Bergbau Arbeitskräfte rar. Um die schwere Arbeit in diesem Bereich attraktiv zu machen, wurde in der DDR als ein wichtiges Zeugnis der Wertschätzung der Bergleute der Tag des Bergmanns eingeführt. Die 750-Jahrfeier des Mansfelder Kupferschieferbergbaus im Jahre 1950 in der Lutherstadt  Eisleben gab dazu Anlass und so wurde am 17. September 1950 erstmalig der Tag des Bergmanns durch den damaligen Staatsratsvorsitzenden Wilhelm Pieck bekanntgemacht und gefeiert. Grundlage war die Verordnung zur Verbesserung der Lage der Bergarbeiter, in der u.a. die Einführung von Vergünstigungen sowie zusätzlicher Belohnungen für Bergleute geregelt wurden. Ab 1951 galt jährlich der 1. Sonntag im Juli als „Tag des deutschen Bergmanns“, seit 1975 dann mit dem Zusatz „ und der Energiearbeiter“ versehen.

An diesem Tag wurden besondere Arbeitskollektive mit Geldprämien, Abzeichen usw. ausgezeichnet. Zum Teil wurden Dokumentationen erstellt und die Auszeichnungen im Radio oder Fernsehen kommentiert. Anschließend gab es ein Essen für die Ausgezeichneten mit ihren Familien und Kolleg*innen. Die betriebseigenen Blaskapellen veranstalteten ein Kulturprogramm und spielten zum Tanz auf. In der Erinnerung der Beteiligten wird dieser Tag aber vor allem als Feier für das obere und mittlere Leitungspersonal beschrieben.

Aufrechterhalten der Tradition nach der Wende

Hierzu wurde mir von einem Beteiligten folgende Geschichte erzählt:

Einer der Bergleute im Mansfeldischen, der auf Grund der Folgen eines Betriebsunfalls nicht mehr einfahren konnte, bekam den Auftrag, alle DDR-Fahnen, rote Fahnen, entsprechende Büsten von Thälmann, Marx, Engels und Lenin sowie anderen in der DDR verehrten Personen und DDR-Ehrenzeichen aus den Gemeinschaftsräumen zu sammeln und zu entsorgen. Das hat er nicht getan, im Gegenteil, er hat die Fahnen gewaschen und gebügelt und in seine Gartenlaube mitgenommen. Das Ziel war, den Tag des Bergmanns, der nun offiziell nach der Wende keine Rolle mehr spielte, im Garten mit Freund*innen und ehemaligen Bergkollegen „mal so zu feiern, wie früher das Leitungspersonal“. Hierzu hatten die Freunde ihre Bergmannsuniform (eine in der DDR überarbeitete Variante, die es auch als Kostüm für Frauen im Bergbau gab) mitgebracht. Die Laube war mit den Fahnen und Büsten geschmückt worden und davor steckte man sich gegenseitig Orden und Abzeichen an die Jacke und fotografierte dies. „Das haben wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge gemacht, mit viel Spaß und – mit Bier!“, so mein Gesprächspartner.

Arschledersprung auf einer Barbarafeier, Mansfeld, 2003 (© Foto: Annette Schneider-Reinhardt / LVR-ILR)
Schmuckbrikett Bitterfeld (© Foto: Kreismuseum Bitterfeld)

Im Unterschied dazu gründete nach der Wende ein Teil des ehemaligen Leitungspersonals (u.a. Lehrer der Bergschule in Eisleben) den Verein der Mansfelder Berg- und Hüttenleute und zelebrierten nun statt des Tages des Bergmanns in Angleichung an die westdeutschen Reviere eine Barbarafeier. Allerdings besaß diese Feier keinerlei christliche Bezüge. Stattdessen hatte man sich ein neues Ritual überlegt. Als Aufnahme für neue Vereinsmitglieder wurde ein „Sprung über das Arschleder“ zelebriert. Zwei Männer hielten dazu das Leder rechts und links und der Neuaufzunehmende musste mit einem Tusch von der Kapelle hinüber springen.

Zu dieser Zeit existierte im Mansfeldischen allerdings kein aktiver Bergbau mehr und bis heute nutzen den Tag des Bergmanns Vereine und deren Museen mit einem publikumswirksamen Veranstaltungsprogramm, um Besucher anzulocken.

Zur Übersicht

Du möchtest eine geSCHICHTE beitragen?

Mehr erfahren