Installation „Schutt und Asche“ (© Foto: L. Felden)

Vom Dorf Manheim am südöstlichen Ende des Tagebau Hambach stehen nur noch Überreste – einzelne Häuser, Teile eines Straßenzuges und die Kirche St. Albanus und Leonhardus. Für die Künstlerin Lisa Felden (*1998), die in der Nähe des Reviers aufwuchs, war und ist Manheim ein wichtiger Ort, an dem bis 2019 das jahrhundertealte Elternhaus ihres Großvaters stand. In ihren Arbeiten fragt sie danach, wie Erinnerungen mit Orten und Gebäuden verknüpft sind und wie sie sich konservieren lassen, wenn ebendieser Ort nicht mehr da ist.

Ihre Arbeit ‚Leerstellen‘ zeigt großformatige, monochrome Aquarellbilder des Ortes Manheim. Dargestellt sind Gebäude, Szenen aus dem früheren Familienleben, aber auch das Dorf im Abbruch. Dabei erzählen die Kunstwerke nicht nur über den Ort, von seiner Geschichte und seinem Verschwinden, sondern ihr Ausgangsmaterial resultiert aus der Zerstörung. Die Verwendung von Steinen der abgerissenen Gebäude schafft eine Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.

Jaadepöötzje I, (‚Gartentörchen I‘), Backsteinaquarellfarbe auf Karton, 56 x 76 cm, 2022 (© L. Felden)
Jaadepöötzje II (‚Gartentörchen II‘), Backsteinaquarellfarbe auf Karton, 56 x 76 cm, 2022 (© L. Felden)

Der Gedanke, mit den Materialien der Häuser zu arbeiten, entstand vor Ort in Manheim:

„Beim Sammeln und Zerklopfen der Steine bemerkte ich, wie stark die Ziegel abfärben. Daraus entstand die Idee, das Ziegelsteinpulver als Pigment zu nutzen. Sein Braunton hat mich an alte Fotografien erinnert, die ja auch monochrom sind. Daraufhin habe ich alte Alben meiner Familie nach Motiven durchforstet, auf denen das Haus abgebildet ist. Jetzt male ich mit der Backsteinaquarellfarbe die (Reste der) Häuser, von denen die Backsteine stammen.” (Lisa Felden)

Ihre Bilder waren kürzlich auf der tu! Hambach 2024 zu sehen. Dort konnten die Besucher*innen postkartengroße Aquarellkarten mit Backsteinpigment gestalten und sich somit selbst künstlerisch den Motiven annähern.

In ihrer Abschlussarbeit ‚Schutt und Asche‘ an der Kunstakademie Münster setzte sich Lisa Felden ebenfalls mit dem Verlust des Dorfes und des Hauses der Familie auseinander. Im Mittelpunkt der Sound- und Lichtinstallation standen kleine Keramikhäuschen inmitten mehrerer Tonnen Bauschutt. Als Grundlage für den Ton dienten wiederum Backsteine aus Manheim. Überzogen sind die Häuschen mit einer Ascheglasur aus den Überresten alter Dachbalken. Zu hören waren dazu Interviewausschnitte mit in Manheim aufgewachsenen Familienmitgliedern der Künstlerin, die sich an ihren Ort erinnern.

Mit ihren Arbeiten ‚Leerstellen‘ und ‚Schutt und Asche‘ zeigt Lisa Felden, wie sich Erinnerung angesichts der Zerstörung konservieren lässt: In Neuem, das aus Altem geschaffen wird.

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