Die F60-36 in Lichterfeld (© Foto: Maren Krätzschmar)

Mit der Braunkohleförderung in großflächigen Tagebauen ging die Entwicklung beeindruckender Maschinen einher. Diese riesigen Konstruktionen können nicht nur im Freilichtmuseum Ferropolis im Mitteldeutschen Braunkohlerevier bestaunt werden, sondern auch im Lausitzer Besucherbergwerk F60. Die dortige Abraumförderbrücke F60, ein kolossaler Stahlgigant, erstreckt sich über 502 Meter in der Länge, 204 Meter in der Breite und ragt fast 80 Meter in die Höhe. Aufgrund ihrer enormen Dimensionen wird sie treffend als der „liegende Eiffelturm der Lausitz“ bezeichnet – zum Vergleich: DER Eiffelturm misst ohne Antenne 312 Meter in der Höhe.

Seit den 1920er-Jahren werden Abraumförderbrücken im Braunkohleabbau eingesetzt. Anders als im Lausitzer und im Mitteldeutschen Revier spielten diese im Rheinischen Revier jedoch kaum eine Rolle. Aufgrund der Lagestättenverhältnisse der Kohle wurden sie dort in lediglich in den drei Gruben, Neurath, Zukunft und Hürtherberg, eingesetzt.

Die erste Abraumförderbrücke der Welt (mit Schaufelradbagger vorne) in der Grube Agnes im brandenburgischen Plessa (© Foto: gemeinfrei; Liebenwerdaer Kreisblatt, 1924)

Ab den 1950er-Jahren wurden in der DDR die sogenannten „Einheitsförderbrücken“ F34, F45 und F60 gebaut. Die Zahlen beziehen sich auf die Abtragshöhe der unter der Brücke operierenden Bagger; bei der F60 sind dies im Hoch- und Tiefschnitt jeweils 30 Meter. Die Bagger tragen also Sand in einer Höhe von 60 Metern ab. Bei der F60, von der ab Ende der 1960er-Jahre fünf Exemplare gebaut wurden, handelt es sich auch heute noch um die größte bewegliche Maschine der Welt.

Laut der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) überspannt eine Abraumförderbrücke den Tagebau und verbindet dabei „die Gewinnungsseite (Abraum) und die Verkippungsseite (Kippe) […] Auf der Gewinnungsseite sind ein oder zwei Bagger an die Brücke angeschlossen, die den Abraum zu den Förderbändern der Brücke transportieren. Über diese Bänder wird der Abraum auf die gegenüberliegende Seite der Grube befördert und dort verkippt. Die Förderbrücke dient ausschließlich der Freilegung der Braunkohle und nicht deren Förderung. Für letzteres sind die unterhalb der Brücke arbeitenden Kohlenbagger zuständig.”

Die F60 in Lichterfeld wurde erst zu Beginn der 90er-Jahre für den Einsatz im Tagebau Klettwitz-Nord fertiggestellt. Für die Lausitz bedeuteten die 1990er-Jahre einen massiven wirtschaftlichen und sozialen Strukturbruch. Aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Braunkohle mussten zahlreiche Bergwerke und Verarbeitungsbetriebe schließen. Dadurch wurde der Tagebau Klettwitz-Nord nur von 1988 bis 1992 betrieben, und die neue Förderbrücke blieb kaum länger als ein Jahr im Einsatz.

Doch 1998 konnte ihre geplante Verschrottung abgewendet werden: Die F60 avancierte zum Aushängeschild der Internationalen Bauausstellung (IBA) „Fürst-Pückler-Land“.

Heute steht sie als beeindruckendes Denkmal und als lebendiges Zeugnis der industriellen Geschichte der Region.

Auf dem Weg nach oben (© Foto: Maren Krätzschmar)
In luftiger Höhe (© Foto: Maren Krätzschmar)
Blick von der F60 auf den Bergheider See (© Foto: Maren Krätzschmar)
Zur Übersicht

Du möchtest eine geSCHICHTE beitragen?

Mehr erfahren