Plenums-Übersicht
Ein Blick auf selbstorganisierte Strukturen
Das Schild mit dem Titel „Plenums-Übersicht“ stammt aus Lützerath und wurde im Sommer/Herbst 2022 erstellt. Dort stand es am „Info-Point“, einem Anlaufpunkt für ankommende Menschen. Der „Info-Point“ war eine Hütte am Eingang zur Wiese, in der es viele Informationen zur Besetzung gab: Wo gibt es Schlafplätze und Essen? Wo findet das Plenum statt? Wie stellen wir uns das Zusammenleben vor? Welche Aufgaben stehen aktuell an? Welche Arbeitsgruppen gibt es und wann treffen sie sich? Für mich ist das Schild eine Erinnerung an die Selbstorganisation in dem besetzten Dorf. Wir stellten uns der vom Staat unterstützten Zerstörung durch RWE und dem Kohletagebau Garzweiler entgegen und organisierten uns anti-hierarchisch und basisdemokratisch. Es gab also keine*n oder mehrere „Chef*innen“ oder „Vorgesetzte“, die Entscheidungen trafen. Die meisten Entscheidungen wurden als Gruppe im Konsensverfahren im Plenum getroffen.
Neben dem Dorfplenum, an dem alle teilnahmen, gab es zu diesem Zeitpunkt (vorausgesetzt, die Liste ist vollständig) 10 offene Arbeitsgruppen mit verschiedenen Aufgaben- und Verantwortungsbereichen: Prozess, Presse, Awareness, Antirassismus, Material, Infopoint, Bau, Aktion-Point, Infrastruktur und Shit-Brigade. Die Organisationsstruktur befand sich in einem stetigen Prozess und wurde an die Bedürfnisse sowie an die äußeren Umstände angepasst. Zum Beispiel gab es im Winter 2022 weniger Arbeitsgruppen, weil in der Besetzung weniger Menschen lebten und deshalb Aufgaben und Organisationsstrukturen zurückgeschraubt worden waren.
Mit der Ausstellung des Schilds möchte ich Menschen ermutigen, sich selbst zu ermächtigen, sich mit anderen zu organisieren und daran erinnern, dass viele Menschen bereits ein solidarisches Leben „außerhalb des Systems“ leben. Lützerath war ein Ort, der viele Menschen bewegt und inspiriert hat. Die Besetzung und die Arbeit rund um Lützerath haben erheblich dazu beigetragen, dass der Kohleausstieg vorgezogen und fünf Dörfer „gerettet“ wurden.
Gesellschaftliche Transformation, emanzipatorische Befreiung, politische Veränderung, ein Abmildern oder ein Umgang mit der Klimakatastrophe und der Kampf gegen Vereinzelung und kapitalistische Ausbeutung sind nur möglich, wenn wir viele sind. Also lasst uns zusammenschließen und uns selbst organisieren!