Mirbach-Harff

Bei Google Maps verweist die Positionsbezeichnung „Archiv des Grafen von Mirbach-Harff“ auf das Gut Ingenfeld. Dieses befindet sich in Sichtweite der Kraftwerke Neurath I und II und gehört zur Energiestadt Grevenbroich. Wie wird die Umgebung von Gut Ingenfeld ausgesehen haben, bevor hier die Braunkohleverstromung Einzug hielt? Auf der Website des Grafen sind Naturbilder zu sehen, in der Umgebung seines Gutshofes monumentale Industrieanlagen. Die Kamera streift durch die Felder, die das Gut umgeben. In der tiefen Spätnachmittagssonne wirken die beiden Kraftwerke mit ihren kerzengerade aufsteigenden Dampfwolken wie eine KI-generierte Dystopie. Die Grubenbahn versorgt sie unablässig mit Energie, die wiederum über große Überlandleitungen abfließt. In dieser sanften, hügeligen Niederrheinlandschaft liegt das Gut Ingenfeld.

RWE

Dieselbe Umgebung – eine andere Jahreszeit. Dicke Wolken quellen aus den Kühltürmen in einen grauen Winterhimmel, heftiger Wind nimmt sie mit und lässt sie in einem Grau in Grau aufgehen. Auf der renaturierten Abraumhalde Vollrather Höhe drehen sich die Windräder wie wild. Unbeirrt durchschneiden die Grubenbahnen das Bild und ihr Signalton das Rumpeln des Sturms. Unter einem unwirklichen magentafarbenen Licht gedeihen Tomaten.

Frederick

Die Wolken aus den Kühltürmen der Kraftwerke am linken Niederrhein bestimmen seit Jahrzehnten den Horizont des Rheinischen Braunkohlereviers. Eine Irritation, die zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Frederick sucht dieses sich stetig verändernde Bild zwischen Einklang und Verstörung. In langen, ruhigen, fast schon meditativen Einstellungen, nur mit Originalton, ohne Musik oder Sprache, angelehnt an den Bildaufbau klassischer Landschaftsmalerei, spürt die Kamera subtilen Veränderungen nach. Sie lädt ein einzutauchen in ein zugleich vertrautes und auch fremdes Bild von Heimat. Mit dem näher rückenden Ausstieg aus der Braunkohleverstromung werden die Videos zu einem dokumentarischen Kommentar zum Ende einer Epoche. Denn irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, werden die Wolkenfabriken Geschichte sein.

Das Projekt wurde 2022 mit einem Stipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

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