Die Taschenuhr in der geSCHICHTEN-Ausstellung im Nell-Breuning-Haus (© Foto: Thomas Hohenschue)

„Für 25jährige treue Dienste gew. von der Braunkohlen-Industrie AG Zukunft Weisweiler“ – diese Inschrift trägt die Taschenuhr, die der LVR aus einem Nachlass erhalten hat. Ein Großvater der Erbin, die die Uhr schließlich dem LVR übergab, war Lokführer und stammte aus Weisweiler. Er lebte von 1893 bis 1946; möglicherweise hat er Kohlezüge durch das Revier gelenkt und die Uhr als Geschenk erhalten. Über ihn ist jedoch zu wenig bekannt, um hier eine persönliche Kohlegeschichte nachzuzeichnen. Dennoch lässt sich anhand einiger Daten ein Blick zurückwerfen in eine Zeit des aufstrebenden industriellen Braunkohlebergbaus im Westen des Rheinischen Reviers.

Die „Braunkohlen-Industrie AG Zukunft Weisweiler“ wurde 1913 gegründet. 1959 gingen sie und andere Gesellschaften in der „Rheinischen Braunkohlenwerke AG“ auf. Eine 25-jährige Betriebszugehörigkeit konnten Beschäftigte also von 1938 bis 1959 feiern. Bei der Uhr handelt es sich vermutlich um ein Modell aus dem Jahr 1938. Das Dienstjubiläum fiel also wahrscheinlich in die späten 1930er- oder frühen 1940er-Jahre.

Bergleute und Löffelbagger im Tagebau Zukunft, 1912 (© Foto: Historisches Konzernarchiv RWE)

Der Besitzer der Uhr war zu einer ereignisreichen Zeit im Bergbau tätig: Er wird die ersten Bagger der 1910er-Jahre erlebt haben und möglicherweise auch noch die frühen Schaufelradbagger der 1940er-Jahre. Als er bei der BIAG begann, lieferte ihr neu errichtetes Kraftwerk „Zukunft“ elektrische Energie für die Stadt Aachen. Durch Steinkohle-Reparationszahlungen ab 1920 wurde die Braunkohle wichtiger für die Energieversorgung und technische Neuerungen erlaubten größere Fördermengen. Das folgende NS-Regime baute den Braunkohlesektor weiter aus – nicht nur zur industriellen Produktion und Wiederaufrüstung, sondern auch zur kriegswichtigen Treibstoffherstellung.

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